Wer mitmischt und warum
David Whitlock, ein Chemiker, sorgte 2015 für Schlagzeilen, als er sagte, 12 Jahre lang nicht geduscht zu haben. Stattdessen setzt er auf „nützliche Bakterien“, die er mit einem Spray auf seine Haut bringt. Aus seiner ungewöhnlichen Hygienephilosophie entstand sogar eine eigene Hautpflegelinie.
Auch James Hamblin, ein Arzt, verzichtete auf tägliches Duschen. Er schildert seine Erfahrungen in seinem Buch „Clean: The New Science of Skin and the Beauty of Doing Less“ (veröffentlicht 2020). Obwohl er einen ausgeprägten Körpergeruch hat, empfinden seine Ehefrau und andere diesen Geruch nicht als unangenehm.
Der Umweltaktivist Donnachadh McCarthy duscht inzwischen nur noch einmal im Monat und schrieb darüber im Guardian. Er lebt in London und hat in seinem Haus Regenwassersammelsysteme sowie solarthermische Warmwasseranlagen installiert, um den Wasserverbrauch zu senken. McCarthy erinnert auch an historische Praktiken und betont, dass fließendes Wasser oft über das Notwendige hinaus genutzt wird.
Was die Forschung sagt und wie die Gesellschaft das sieht
Eine Studie aus 2005, an der der Soziologieprofessor Dale Southerton von der University of Bristol beteiligt war, zeigt, dass in Großbritannien tägliches Duschen als Norm gilt. Southerton stellt fest, dass viele Menschen denken, selteneres Waschen könnte sozial oder körperlich unangenehm sein.
Kristen Gram-Hanssen von der Aalborg University in Dänemark erklärt, dass tägliches Duschen keine medizinische Notwendigkeit ist, sondern vielmehr auf sozialen Erwartungen beruht. Historisch gesehen ist tägliches Duschen ein „seltsames modernes“ Phänomen, das sich in den letzten hundert Jahren entwickelt hat. In den 1980er Jahren fing die Werbung an, Duschen als entspannenden Luxus darzustellen (vor allem für Frauen), wodurch die Dusche vom lästigen Pflichtakt zum genussvollen Ritual wurde.
Was für weniger Duschen spricht — medizinisch und ökologisch
Aus gesundheitlicher Sicht sagen manche, dass selteneres Duschen die Haut weniger austrocknet und reizt, und ein sanfterer Duschrhythmus wird empfohlen.
Ökologisch ist die Reduktion des Wasserverbrauchs ein starkes Argument. McCarthys Regenwassersammler und solarthermische Systeme zeigen, wie weniger Duschen zur Schonung von Ressourcen beitragen kann.
Praktisch heißt das für viele: nur bei Bedarf duschen und auf Körpersignale achten. Alternativen wie das Waschen des Gesichts oder ein Wechsel der Kleidung können die sogenannten „Transitionsduschen“ ersetzen, ähnlich wie das regelmäßige Wechseln der Bettwäsche. Schauspieler Ashton Kutcher empfiehlt, sich beim Reinigen auf Achseln, Genitalien und Füße zu konzentrieren.
Zum Nachdenken: die eigene Routine hinterfragen
Selteneres Duschen bleibt eine persönliche Entscheidung, die von Gesundheit, Umweltbewusstsein und sozialen Normen abhängt. Jeder muss seinen eigenen Weg finden, der zu den eigenen Bedürfnissen und Werten passt. Leserinnen und Leser sind eingeladen, ihre Duschgewohnheiten und Gedanken zu dieser kulturellen Norm zu teilen: Wie oft duschen Sie und warum? Solche Fragen können persönliche und gesellschaftliche Diskussionen anstoßen.